Gesamtschulleiter Elmar Welter blickt zurück und nach vorn Eine Geschichte mit viel „Tempo und Kawumm“

Jüchen · Es sei anders und doch irgendwie wie immer, schmunzelt Elmar Welter. Im Jahr 2016, zum Wechsel von der Sekundarschule zur Gesamtschule, übernahm er das Amt des stellvertretenden Schulleiters, arbeitete seither eng mit Schulleiterin Susanne Schumacher zusammen. In ihre Fußstapfen trat er nun nach den Sommerferien.

Mittendrin statt nur dabei: Elmar Welter beim Digitaltag der Gesamtschule.

Foto: Gesamtschule Jüchen

„Ich bin 2016 gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, nach Jüchen zu kommen, es wurde Gesamtschul-Expertise gebraucht“, erinnert sich Elmar Welter, der zu dem Zeitpunkt bereits zwei Schulen in Neuss mit aufgebaut hatte, an seine Anfänge in Jüchen zurück. Ein wenig Bedenkzeit habe er gebraucht, doch er habe es schon immer sehr reizvoll gefunden, Schulen mitaufzubauen.

In Jüchen wartete dann eine besondere Aufgabe auf ihn: Im laufenden Geschäft fand die Umstellung zur Gesamtschule damals statt. „Das war ziemlich wuselig“, blickt Welter zurück. Es habe auch noch längere Zeit nachgehallt, dass diese Entscheidung nicht nur positiv aufgenommen wurde. Daher hieß es für Schumacher und ihn, „mit Vollgas die Schule zu entwickeln und ihren Platz in der Jüchener Schullandschaft zu erobern“. Recht forsch, für manche vielleicht zu forsch, sei man herangegangen, erinnert sich Welter. Doch im Endeffekt habe sich diese Herangehensweise bewährt.

Das lag sicherlich auch an der guten Zusammenarbeit des Schulleitungs-Duos. Schnell habe er mit Schumacher als Team zusammengefunden und gemeinsam die drei Säulen der Schule etabliert: individuelle Förderung, Berufsorientierung und Digitalisierung. Dass sie insbesondere mit der individuellen Förderung und der Digitalisierung zwei wichtige Trends früh erkannt haben, zeigte sich dann mehr als deutlich während der Coronapandemie.

Die Erfolgsgeschichte der Gesamtschule bezeichnet der Schulleiter als Teamarbeit. Mit der Zeit habe sich ein junges engagiertes Kollegium – gut 80 Prozent der Lehrkräfte seien unter 40 Jahre alt – zusammengefunden. Außerdem wurde eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern aufgebaut. Und nicht zuletzt tragen natürlich auch die Schüler einen großen Teil dazu bei, dass die Gesamtschule nun von der Jüchener Stadtgesellschaft als eine anerkannte und gleichberechtigte Angebotsschule gesehen werde, resümiert Welter: „Der Erfolg der Schüler zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben. Es ist eine Erfolgsgeschichte mit viel Tempo und viel ,Kawumm’.“

Das ehemalige Schulleitungs-Duo: Susanne Schumacher und Elmar Welter.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Dass er diese Geschichte mitgeschrieben habe, helfe ihm, nun da er die Nachfolge von Schulleiterin Susanne Schumacher angetreten habe: „Der Schulleiter-Job ist sehr anspruchsvoll in seinen Facetten. Da ist es von Vorteil, wenn man die Schule kennt und eine saubere Übergabe hat.“

So gut, wie die Schulleiterin und Elmar Welter zusammengearbeitet haben, so gut sei eben auch die Übergabe gelaufen. Natürlich spüre er die Übernahme der Letztverantwortung, aber im Endeffekt sei die Umstellung aufgrund der engen Zusammenarbeit mit seiner Vorgängerin für Welter gar nicht so groß gewesen – ebenso für das Kollegium, die Schüler oder Eltern. „Ich war vorher schon immer überall dabei, ich gehöre zum Inventar“, schmunzelt er.

Da Elmar Welter das, was die Schule ausmacht, maßgeblich mitentwickelt hat, gibt es keinen großen Umbruch: „Das Ziel ist, die hohe Qualität an der Schule beizubehalten. Kontinuität ist wichtig. Andererseits müssen wir jedoch agil bleiben und dürfen die Zeitenwende nicht verpennen.“ Man müsse versuchen, weiter vor der Lage zu sein. Wichtig sei es zum Beispiel, sich als Schule neben den Säulen Berufsorientierung, Digitalisierung und individuelle Förderung auch die Demokratieerziehung noch stärker auf die Fahne zu schreiben. In der heutigen Zeit sei es besonders wichtig, dass diese in die DNA der Schule übergehe. Dabei dürfe aber nie vergessen werden: „Was wir machen, muss immer bei den Schülern ankommen. Das war Frau Schumachers Credo und es ist auch meins: Wir wollen immer vom Schüler her denken.“

Der Schulleiter weiß auch, dass die Schule beziehungsweise das Schulwesen insgesamt vor Herausforderungen steht. Wie wird es beispielsweise werden, wenn die beiden Standorte der Gesamtschule wie geplant in Jüchen zusammengelegt werden? Denn schon jetzt platze die Schule aus allen Nähten, immer wieder müssten neue Klassen gebildet werden. Welter erklärt: „In fast allen Jahrgängen haben wir 120 Kinder oder mehr. 30 Kinder oder mehr in Klassen zu haben, ist eigentlich nicht vertretbar. Wir brauchen eine reguläre Fünfzügigkeit.“

Ein Problem, das alle Schulen betrifft: der Personalmangel. Im Vergleich zu anderen Schulen sei die Gesamtschule aktuell zwar gut aufgestellt, aber in Zukunft werde auch das Problem angegangen werden müssen. Die zahlreichen Werkstätten könnte die Schule zum Beispiel ohne ihre engagierten Kooperationspartner nicht stemmen.

Aber was auch immer die Zukunft bringt, Elmar Welter wird als Schulleiter mit genau so viel Leidenschaft wie zuvor seiner Tätigkeit an der Gesamtschule nachgehen. Dass sich diese, obwohl ihr zu Beginn viel Skepsis entgegengebracht wurde, nun so gut in der Jüchener Schullandschaft etabliert habe, darauf ist er stolz: „Sie ist ein Diamant, der natürlich noch ein paar Ecken und Kanten hat, die weiter geschliffen werden müssen, der aber schon poliert ist und strahlt.“