Von der Erft ins Perlfluss-Delta

Wevelinghoven · China, das ist das Land am anderen Ende der Welt, wo die Leute Reis essen und mit Symbolen schreiben. Maik Kaiser aus Wevelinghoven hat sich im Rahmen seines Studiums dazu entschieden, mehr über das Land zu entdecken und dort zu studieren.

Obwohl er nicht fließend chinesisch spricht, möchte er vier bis fünf Monate dort verbringen. Alina Gries hat mit dem 24-jährigen Studenten über den Kulturschock, die Sprache und Umweltschutz gesprochen.

Was genau machen Sie in China?

Aktuell absolviere ich mein fünftes Semester an der Sun Yat-sen-University in Guangzhou, das liegt im Süden von China mitten im Perlfluss-Delta. Mein Aufenthalt wird sich auf vier
bis fünf Monate belaufen. Ich habe mich dazu entschieden, ein Auslandssemester dort zu absolvieren, weil ich zuvor noch nie in Asien war und mich einer Herausforderung stellen
wollte, die es mir ermöglicht auch einmal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und für diese Überlegung, war China meiner Meinung nach genau das richtige Land.

Nun ist China von der Kultur sehr unterschiedlich zu Deutschland, hatten Sie bei der Ankunft einen Kulturschock?

Ja, die ersten Tage mit Sicherheit. Natürlich habe ich mir vorher Gedanken gemacht und versucht mich auf den Aufenthalt vorzubereiten, dennoch brauchte ich zu Beginn etwas Zeit, um mich an die chinesischen Verhaltensweisen, das Essen oder das Klima zu gewöhnen.

Was sind denn Ihrer Meinung nach die Unterschiede zwischen Deutschland und China?

Ich denke, um diese Frage detaillierter beantworten zu können, müsste man eine längere Zeit in China verbringen als nur vier oder fünf Monate. Mein Eindruck nach der kurzen Zeit ist dennoch, dass in Deutschland beispielsweise die Behördengänge, Arbeitsabläufe oder auch der Straßenverkehr effizienter und geregelter ablaufen als in China. Hier wirkt es manchmal doch sehr chaotisch.

Wie ist denn das Auslandssemester organisiert?

Nach meiner Ausbildung als Bankkaufmann, habe ich vor zwei Jahren begonnen,
Volkswirtschafts-lehre an der Universität zu Köln zu studieren. Im Rahmen eines Studienprogramms habe ich mich für ein Auslandssemester beworben. Nach der Ankunft
sucht man sich zunächst eine Wohnung und regelt einige administrative Dinge, wie die
Registrierung bei der Universität und bei der lokalen Polizeistation. Dabei erhält man Hilfestellung seitens der chinesischen Studenten. Während des Semesters werden Kurse belegt und Prüfungsleistungen erbracht. Seine Freizeit kann jeder so gestalten wie er möchte und Phasen, in denen keine Kurse stattfinden, beispielsweise zum Reisen nutzen.

Nun ist chinesisch keine gängige Sprache, wie funktioniert das Studium hinsichtlich der Sprache?

Die Universität bietet für Austauschstudenten ausreichend Kurse in englischer Sprache an. Da Chinesisch eine Tonsprache ist, das heißt, dass je nachdem, wie man die Wörter betont, sich ihre Bedeu-tung ändert, führt das im speziellen Sinne bei Anfängern häufig zu witzigen
Missverständnissen.

Haben Sie denn die Sprache gelernt?

Ich habe einmal die Woche einen Sprachkurs der Universität besucht, wo einem die Basics, wie sich vorzustellen oder Essen zu bestellen, vermittelt wurden. Um ein tieferes Verständnis für die Sprache zu entwickeln ist mein Aufenthalt in China jedoch leider zu kurz.

Was haben Sie denn an dem Land vor allem schätzen gelernt?

Obwohl es am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig war, schätze ich inzwischen das gute und günstige Essen. Zudem ist Taxifahren sehr preiswert.

Was haben Sie denn beispielsweise besonderes erlebt?

Witzige Dinge erlebt man hier beinahe täglich. Außerhalb der Universität sprechen nur wenige
Chinesen englisch — dadurch kommt es beispielsweise häufiger vor, dass man im Restaurant
etwas bekommt, was man nicht bestellt hat oder vom Taxifahrer zum falschen Ort gefahren
wird.

Was werden Sie als erstes tun, wenn Sie wieder zu Hause sind?

Ich denke einige tiefe Züge "gute" Luft einatmen. Oder zumindest bessere Luft als in China.
Was vermissen Sie derzeit von Ihrem Heimatort Wevelinghoven? Auf die Straße gehen zu
können, ohne dass man von Hunderten von Menschen umgeben ist.

Und worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie wieder da sind?

Am meisten freue ich mich darauf, meine Familie, Freunde und meine Freundin wiederzusehen.