„Toleranz hat Tradition in unserer Stadt“
Grevenbroich · Der Grevenbroicher Rat hat in seiner Sitzung am Donnerstag eine Resolution
gegen Gewalt und gegen Fremdenfeindlichkeit beschlossen.
„Toleranz hat Tradition in unserer Stadt. Darum werden wir nicht zulassen, dass Menschen bei uns durch Gewalt, Beleidigung oder Diskriminierung verletzt werden. Wir rufen alle Menschen in der Stadt dazu auf, überall dort entschieden und klar ,nein’ zu sagen, wo sich Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz gegenüber ,Andersgläubige’ zeigen“, heißt es in dem Aufruf, den anschließend alle Fraktionsvorsitzenden sowie Bürgermeisterin Ursula Kwasny unterzeichneten.
Mit diesem Aufruf sollen in Betrieben und Unternehmen, Kirchen und Schulen, in Medien und Kultur, in Vereinen und Sport möglichst viele Menschen ermutigt werden, jedem fremdenfeindlichen Reden und Handeln entschlossen entgegenzutreten.
Der Resolutionstext weiter: „Jetzt kommt es darauf an, Flagge zu zeigen, durch gemeinsame Aktionen ebenso wie durch kleine Gesten der Menschlichkeit. So wollen wir deutlich machen: Die Menschen in unserer Stadt sind tolerant und weltoffen, sie sind wachsam gegenüber allen Versuchen, die zivilen Grundregeln unseres demokratischen Gemeinwesens auszuhöhlen.“
Die Flüchtlingsproblematik hat längst auch Grevenbroich erreicht: In den vergangenen Monaten sei die Zahl der Asylbewerber in der Schloss-Stadt um 62 Prozent auf 198 Personen gestiegen. „Bis zum Jahresende werden 70 weitere Flüchtlinge für Grevenbroich erwartet“, informierte Kwasny den Rat.
Inzwischen seien die Kapazitäten in den bekannten Unterbringungseinrichtungen erschöpft. Es werde daher erforderlich, neue Unterkünfte in Betrieb zu nehmen. Als Bürgermeisterin habe sie Vertreter der Wohlfahrtsverbände und der Kirchen zum Gespräch geladen. „Gemeinsam müssen wir nach Lösungen suchen, um die Menschen, die in ihrer Not zu uns kommen, angemessen unterzubringen“, so das Credo der Bürgermeisterin.
Dass solche Unterkünfte nicht immer gerne gesehen werden, ist bekannt. Nicht nur aus Grevenbroich. Was dann da aber an Parolen und Theorien verbreitet würde, sei „widerwärtig“, betonte FDP-Fraktionschef Markus Schumacher in einer sehr bewegten Stellungnahme. „Alle Ratsmitglieder sind aufgefordert, Flagge gegen Gewalt und gegen Fremdenfeindlichkeit zu zeigen“, nahm er seine Kollegen ganz bewusst in die Pflicht.
Martina Suermann („Mein GV“) wollte hier auch die Verwaltung eingebunden sehen. Bürgermeisterin Kwansy stellte sich prompt vehement vor ihre Mannschaft und betonte, dass nicht nur in den direkt beteiligten Ämtern Immenses für die Unterbringung und die Betreuung der Asylbewerber geleistet werde.
Dirk Gawlinski von den „Grünen“ freute sich, dass diese Resolution innerhalb von zwei Tagen im übergreifenden Konsens aller Fraktionen möglich gewesen sei. Und: „Der Text kam fast von selbst.“
Gerhard Müller