Schüler besuchen Auschwitz: Freiwillig und in den Ferien
Wevelinghoven · Der Holocaust soll in den Schulen präsenter werden, fordert jetzt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. Der Besuch einer KZ-Gedenkstätte solle Pflicht sein, sagte er anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz, der gestern begangen wurde.
Eine solche Fahrt nach Auschwitz bot jetzt die Diedrich-Uhlhorn-Realschule in Wevelinghoven ihren Schülern an. Und wurde von der Resonanz überrascht.
Initiator ist Geschichts-Vertretungslehrer Sebastian Potschka, der tageweise in Wevelinghoven sowie in Gummersbach-Wiehl unterrichtet. Mit den dortigen Schüler hatte er die Reise geplant, zehn Plätze waren noch frei und die wollte er dann hier anbieten.
„Ich hatte zu einem Info-Abend eingeladen und wurde positiv überrascht: Der Raum wurde schnell zu klein, denn 60 Schüler kamen zum Teil mit ihren Eltern“, erzählt Sebastian Potschka. Inzwischen haben sich 56 Schüler aus den Klassen neun und zehn verbindlich angemeldet.
„Und das, obwohl die Fahrt freiwillig und in den Osterferien stattfindet. Grund kann also nur wirkliches Interesse sein“, so der
Pä-
dagoge weiter. Dies sei ein Viertel der Uhlhorn-Schüler, die überhaupt angesprochen wurden.
Betreut werden sie von Kölner Geschichtsstudenten und von Lehrern der Wevelinghovener Realschule, darunter auch Schulleiterin Anita Piel. „Das ist jetzt die erste Gene-
ration, die
im Familienkreis
keinen Ansprechpartner mehr zum zweiten Weltkrieg hat. Schule bedient das Interesse jetzt alleine“, versucht sie Gründe für das große Schüler-Interesse zu finden.
Drei Tage verbringen die Schüler im März dann in Krakau. Auch diese Stadt hat in der NS-Zeit eine bewegte Geschichte erlebt, die sich zwischen dem Ghetto und der Fabrik des Oskar Schindler ganz gut widerspiegelt.
In Auschwitz nehmen die Schüler in Kleingruppen zunächst an der vierstündigen Generaltour teil, um später dann gemeinsam zu den „Aschewiesen“ zu gehen. „Hier haben die Nazis versucht, einen See mit der menschlichen Asche aus den Krematorien zu verfüllen“, weiß Potschka, der schon dreimal Schüler nach Ausschwitz begleitete. Zum Abschluss geht es dann ins „Zentrum für Dialog und Gebet“, wo das Gesehene im Gespräch verarbeitet werden kann. „Jeder so, wie er es für richtig hält.“
-gpm.