Ohne Landwirte gibt es weder Natur- noch Verbraucherschutz

Dienstag Abend flackerte zwischen Orken und der Autobahn ein großes, weithin sehbares Feuer. Knapp 40 heimische Landwirte aus der Region hatten es als Mahnfeuer entzündet. „Wir sollen nur noch Naturschutz machen. Und unsere Lebensmittel werden aus Staaten importiert, in denen es keine Kontrollen gibt. Das wird zum Problem für die Bauern. Und für die Verbraucher“, begründet Dirk Klaßen vom Knappertzhof den Protest.

Moderne Bauernregel – nach Heinz Rütges: „Ist einst der deutsche Bauer tot, ist dann riesengroß die Not.“ Die heimischen Landwirte entfachten am Dienstag ein großes Mahnfeuer, dass bis in die Nacht brannte. Ihnen geht es um europaeinheitliche Gesetze. Und darum, das heimische Produkte noch eine Chance haben und nicht einfach durch „unkontrollierte“ Ware aus Übersee ersetzt wird.

Grevenbroich/Jüchen. „Die Mahnfeuer stehen als Zeichen für die Sorgen und Nöte von uns Landwirten“, so Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreis-Bauernschaft. Die Feuer seien im Zuge der Ereignisse und Demonstrationen der nächste Schritt, um Öffentlichkeit und Politik auf die Existenzängste der Landwirte aufmerksam zu machen.

Der Anstoß zu der landesweiten Mahnfeuer-Aktion kommt dabei von der neuen Bewegung „Land schafft Verbindung“. In Grevenbroich wurden die heimischen Landwirte unterstützt von der Landjugend Odenkirchen, vom „Maschinenring Neuss Mönchengladbach“, von „Landmaschinen Peiffer“ in Wevelinghoven und von der „Metzgerei Stirken“. Sie alle haben einen gemeinsamen Ansatz: „Wir werden gar nicht gefragt“, bringt es Klaßen auf den Punkt.

„Erfolgreicher Klima-, Umwelt- und Naturschutz kann nur gelingen, wenn er kooperativ ist und die Landwirte von Beginn an in die Entscheidungsabläufe mit einbezieht“, betont auch Wappenschmidt. Die immer neuen Ansprüche aus der deutschen Politik aber bringen die Bauern auf die Palme.

Hierzu noch einmal Dirk Klaßen: „Mit europaeinheitlichen Regeln können wir ganz gut leben.“ Immer mehr Einschränkungen für deutsche Landwirte, die jenseits der Grenzen nicht mehr gelten, würden das Ende für „aus deutschen Landen frisch auf den Tisch“ bedeuten.

„Mittlerweile sind wir Landwirte an den NGOs näher dran als an der Politik“, resümiert er ein kürzliches Treffen mit Bundes-Umweltministerin Svenja Schulze und Vertretern besagter Organisationen in Bonn. „Uns geht es eben auch darum, mit Verbrauchern ins Gespräch zu kommen“, erklärt Wappenschmidt. „Wer von den Bauern mehr Schutz für Klima, Umwelt und Natur fordert, muss auch die eigene Verantwortung annehmen und aktiv werden“, fordert er.

Im kommenden Frühjahr werden die Landwirte noch mehr Blühstreifen und Insektenweiden anlegen, wenn sich dafür Paten finden, die die Maßnahmen finanzieren.

Denn gerade die Finanzen sind für die heimischen Bauern ein großes Problem. Heinz Rütges aus Elsen rechnet vor: Ein Pfund Schwarzbrot kostet 2,30 Euro. Gerade 18 Cent davon bekommt der Landwirt, der davon noch Pacht, Saatgut, Maschinen, Dünger, Pflanzenschutzmittel und Personal abziehen muss. Die restlichen paar Cent bleiben für den Lebensunterhalt der Familie. -gpm.