Nadine und Daniel fanden ihr persönliches Glück im Zug
Wevelinghoven · Sie kommt aus Straberg, er aus Wevelinghoven. Doch eines schreiben beide Dörfer ganz groß: Das Schützenwesen. Ein Volltreffer also, dass Nadine Schmitz und Daniel Steinert das neue Kronprinzenpaar von Wevelinghoven sind.
Dabei war es ein 249. Schuss und anderthalb Stunden langer Wettkampf gewesen. Für ihn geht damit ein Herzenswunsch in Erfüllung und das auch noch in einem ganz besonderen Jahr.
Wevelinghoven. "Mein Uropa ist Gründungsmitglied beim Tambour-Corps, mein Opa war auch Mitglied und ich natürlich auch", sagt der 25-Jährige nicht ganz ohne Stolz, "es ist eine Ehre, im Jubiläumsjahr den König abzukrönen."
Doch nicht nur das Tambour-Corps ist für den jungen Kronprinzen eine Leidenschaft. "Ich mache noch Judo und war 2009 der jüngste "Schwarze-Gürtel-Träger" im ganzen Kreis Düsseldorf", vemerkt er nicht ganz ohne Stolz, "und ich spiele Fußball in der dritten Mannschaft."
Freundin Nadine Schmitz lernte er aber fernab von der Schützentradition kennen. "Es war im Oktober vor vier Jahren", erinnert sie sich, "wir saßen im selben Zug Richtung Münster. Er saß mir gegenüber und wir haben uns die Fahrt lang unterhalten." Auch wenn der Schützenzug keinen Einfluss auf die junge Liebe hatte, der Zug hatte es. Im Januar 2014 wurden die beiden ein Paar. "Ich hatte vorher nichts mit Wevelinghoven zu tun", schmunzelt die 25-Jährige, "ich wusste nur, dass es irgendwo nahe bei Grevenbroich liegt."
Doch die Ortschaft hat die Strabergerin, die in einem Düsseldorfer Hotel in der Reservierungsabteilung tätig ist, sofort gepackt: "Ich wurde hier herzlich aufgenommen. Mir wurde geholfen, mich schnell wohl zu fühlen."
Deshalb stehe ihre Entscheidung auch fest, hier irgendwann einmal hinzuziehen.
Seit ein paar Jahren ist sie dem Frauenclub "Heiße Reibekuchen" beigetreten. "Da sind die Zugfrauen vertreten, die sich einmal im Monat treffen", erklärt sie, "dann wird immer Geld für eine gemeinsame Tour gesammelt." Beispielsweise, wenn eine zwischendurch aufs Handy schaut.
"Im vergangenen Jahr waren wir auf einer Brauhaus-Tour in Köln", erzählt sie. Ansonsten verbringe sie noch Zeit bei ihrer Tanzgruppe im Heimatort Straberg. "Seine Hobbys fangen mich aber auch gut auf", lacht sie.
Derzeit sind die Beiden im Planungsstress. "Aber es ist positiver Stress", meint Steinert entschieden, "schon mit fünf Jahren wollte ich Schützenkönig werden. Wenn der Hofstaat und der König mit den großen Ketten an mir vorbeimarschiert sind, fand ich das beeindruckend."
Jetzt ist sein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Aber es ist auch der Herzenswunsch seines Opas und Uropas — die wollten nämlich auch immer Schützenkönig werden. Geklappt hat es aber erst jetzt für die Familie.
"Wir sind ein junges Königspaar, das keine Verpflichtungen — wie Kinder — hat und anders feiert", ist Schmitz überzeugt, "wir hoffen, dass wir gut ankommen und dass alle sagen werden: Obwohl wir so jung gewesen sind, haben wir es gut gemacht."
Hilfe bekommen die beiden von Ex-Majestäten, dem Königszug und Familie sowie Freunden. "Sie stehen komplett hinter uns", ist Schmitz erleichtert.
Welches Kleid sie bei der Krönung tragen wird, wollte sie allerdings noch nicht verraten. "Es ist ein Kleid für ein junges Mädchen", sagt sie geheimnisvoll, "modern und auf mich abgestimmt. Mit Glitzer." Freund Daniel Steinert scheint es zu gefallen. Er lächelt strahlend und wissend.
Und wenn die Krönung vorbei ist, wartet noch ein weiteres Highlight auf den dann jungen König. "Ich warte auf mein Ergebnis der Bachelorarbeit", sagt er sichtlich nervös. Er hat Ingenieur für Medizin-Technik studiert.
Ansonsten freue er sich aber erst mal auf die Festtage in Wevelinghoven: "Ich hätte gerne noch einmal einen großen schönen Fackelzug so wie vor zehn Jahren. Mein ehrlicher Wunsch ist es, noch einmal zehn Fackeln auf die Straße zu bringen." So sei sein Königszug seit 1953 der einzige Zug, der jedes Jahr Fackeln bauen würde.