Kurier-Analyse: Wie grün sind die „Grünen“ denn eigentlich noch?
Grevenbroich · Keine leichte Zeit für die „Grünen“. Nicht nur Orts-Fraktionschef Gawlinski muss sich (wie berichtet) zum Spagat zwingen, wenn er trotz Lob für die Klimaziele von Sigmar Gabriel der Rats-Resolution gegen dessen Abgabe-Pläne für alte Kohlekraftwerke zustimmt.
Gleich mehrere Baustellen dieser Art hat Hans Christian Markert, bunter Landrats-Kandidat.
Der grüne Landtags-Abgeordnete hatte in dieser Woche als Sprecher der „Enquète-Kommission Chemie“ viel Aufmerksamkeit. Derweil muss er gegenläufige Interessen unter einen Hut bringen. Gegenüber dem Erft-Kurier versuchte er eine klärende Standortbestimmung.
Braunkohle.
„Man muss den Strukturwandel mit den Menschen gestalten“, postuliert Markert. Seine Forderung: Wenn in den nächsten Jahren Arbeitsplätze wegfallen (er spricht von den „nächsten bis 30 Jahren“), sollen „schon jetzt neue“ generiert werden. „Es gibt Verträge und die sind das, was gilt. Auf deren Grundlage wird verhandelt.“
Kraftwerke.
Hier wandelt der Grünen-Politiker einen Satz von SPD-Mann Norbert Römer ab: „Der Landrat Markert baut keine Kraftwerke. Und der Landrat Markert reißt keine Kraftwerke ab.“ Das sei Betätigungsfeld der Wirtschaft und auch deren Verantwortung. „Wie wäre es aber, wenn RWE mal das Quecksilber-Problem angehen würde?“, fragt Markert kritisch. Laut BUND pustet es in Neurath und Frimmesdorf mit dem Feinstaub im Jahr auch 430 Kilogramm gefährliches Quecksilber (und auch andere Schwermetalle) in die Luft.
Konverter.
Hier muss er als Kaarster seinen Mitbürgern erklären, warum der Konverter ins Stadtgebiet kommen soll. „Amprion hat den Fehler gemacht, nicht mit den Menschen zu sprechen.“ Und: „Manche Großprojekte müssen sein.“ Das sei eine Frage von „Leistung und Gegenleistung“. Die müsse den Kaarstern schmackhaft gemacht werden.
Fracking.
Da hat es Hans Christian Markert (kleines Bild) einfach, denn er weiß die besagte Enquète-Kommission hinter sich: „Fracking ist wegen der Umweltrisiken in Nordrhein-Westfalen politisch nicht gewünscht“, so seine klare Feststellung.
Und noch mal Braunkohle.
Deren Verflüssigung für den Einsatz in der chemischen Industrie wird oft als Königsweg angesehen. „Das kommt nur für bestimmte Chemikalien in Betracht“, macht Markert deutlich:
„Nur zwei Prozent der Braunkohle könnten für die chemische Industrie genutzt werden.“ Erdöl sei flexibler und billiger einzusetzen. „In 20 Jahren kommt man vielleicht zu einem anderen Ergebnis“, schränkt er ein.