Das Königs-Interview Die Borgwardts freuen sich auf Schützenfest-Flair
Grevenbroich · Andrea und Marco Borgwardt ist anzumerken, dass sie sich auf die Schützenfest-Tage freuen: „Immerhin passiert ja schon mal ein wenig mehr als im vergangenen Jahr!“ Scherzhaft vom eigenen Königszug, den „Erftgrafen“, als „Corona-König“ tituliert, steht der Schützenkönig jetzt bereits seit zwei Jahren in den Startlöchern, endlich die Grevenbroicher Schützen regieren zu dürfen.
„Es hat schon ein bisschen was von ,Und täglich grüßt das Murmeltier’“, lacht Königin Andrea beim Gespräch mit dem Erft-Kurier: „Da sitzen wir wieder zusammen, aber so wie wir uns das wünschen, können wir immer noch nicht feiern.“ Doch wer Familie Borgwardt kennt, weiß, dass Marco und Andrea die gute Laune nicht so schnell verlieren: „Wir reden immer noch über eine Pandemie und das Schützenfest betrifft einfach nur den Freizeitbereich. Es gibt viele Menschen, die es hart getroffen hat, da wollen wir uns nicht beschweren, dass wir nicht feiern können, so wie wir es uns erwünscht haben. Wir freuen uns jetzt einfach, dass dieses Jahr wieder mehr möglich ist und werden die Zeit genießen. Wir sind aber auch sehr glücklich, wenn wir hoffentlich im kommenden Jahr endlich ein ,richtiges’ Schützenfest haben werden.“ Andrea Borgwardt pflichtet ihrem Mann bei und lacht: „Bevor ich nicht im Kleid über die Lindenstraße an den Schützen vorbei gelaufen bin, trete ich nicht ab...“
Dass es jetzt auf das erste September-Wochenende zuging, merkten die Borgwardts auch an der Stimmung in den zuginternen WhatsApp-Gruppen: „Die quillen über, die Vorfreude bei allen ist gestiegen!“ Denn es gibt nicht nur – wie im vergangenen Jahr – eine interne Feier, sondern wir dürfen schon wieder einen Schritt weiter gehen.“ Und darauf freuen sich alle. „2020 war es auch schön. Wir haben mit den ,Erftgrafen’ auf der Mühlen-Insel ein entspanntes Familienfest gefeiert. Wir sind fast 40 Leute, da ist man auch schon mal intensiv mit jemandem ins Gespräch gekommen, den man vorher vielleicht nicht so gut kannte. Und wir haben mit den jüngeren Zug-Mitgliedern ,Bier-Pong’ gespielt – ohne das bis heute richtig verstanden zu haben. Es war einfach eine entspannte Zeit.“
Ein bisschen mehr los sein, darf dann am Wochenende: Die Altenheime werden besucht, beim Königsvogelschuss wird der Nachfolger für die Borgwardts gesucht und am Sonntag werden Marco und Andrea Borgwardt genießen, den Kranz niederzulegen, den Zapfenstreich zu hören und den Feldgottesdienst zu besuchen. Beim Frühschoppen und den Ehrungen heißt es dann definitiv: Das ist richtige Schützenfest-Atmosphäre – nur eben ohne Zelt. Denn statt der Feier im Zelt, wird das ganze Geschehen in den Biergarten verlegt: „Wir sind dadurch zwar abhängig vom Wetter, aber die Aussichten sind mehr als gut!“
Corona hat bei der Königsfamilie natürlich nicht nur das erste Wochenende im September auf den Kopf gestellt. Das ganze Leben hat sich verändert. Statt zwischen der Schlossstadt und Mainz zu pendeln, arbeitet Schützenkönig Marco fast ausschließlich von zuhause aus: „Sehr zur Freude unserer Töchter. Jetzt haben sie immer zwei Autos zur Verfügung.“ Dran gewöhnen mussten sich die Familienmitglieder dennoch: „Wir haben einen neuen Alltag. Wir gehen zum Beispiel jeden Morgen ganz entspannt eine Runde spazieren. Das tut uns so gut und ist der perfekte Start in den Tag. Ansonsten haben wir natürlich auch viel Zeit zuhause verbracht. Sagen wir mal so: In unserer Wohnung ist alles renoviert und erledigt...“
Nicht zu kurz gekommen ist auch das soziale Engagement des Schützenkönigspaares: Mit „Grevenbroich packt an“ haben die beiden eine Institution gefunden, die ihnen ans Herz gewachsen ist: „Wir sammeln Spenden. Anfangs wurden noch Waren bei uns abgegeben. Aber dann dachten wir, dass wir dorthin gehen, wo wir die Menschen erreichen und haben bei ,Kaufland’ darum gebeten, für die Obdachlosen etwas vom Einkauf mitzubringen. Das haben wir sowohl an Weihnachten als auch an Ostern gemacht.“ Auch jetzt am Schützenfest wird es nicht ohne Charity-Aktion gehen: Die komplette Zuggemeinschaft der „Erftgrafen“ wird Buttons mit einem QR-Code tragen. Über diesen Code kann Geld für „Gpa“ gespendet werden.
„In diesem Jahr wird es also die zweite Generalprobe für uns. Es ist ein tolles Alternativprogramm, aber eben kein Ersatz. Warten wir mal ab, was uns nächstes Jahr erwartet“, schließen die Borgwardts und sind gespannt, wie sich das Fest entwickeln wird. „Allein der Punkt, dass wieder Menschen mit dabei sind, dass wir gemeinsam feiern dürfen, wird für uns das richtige Schützenfest-Flair ausmachen. Einen Kranz niederzulegen und im Hintergrund fahren Autos und Busse, so wie es vergangenes Jahr war, fühlt sich einfach komisch an.“ Als Marco Borgwardt zu Besuch beim Wevelinghovener Schützenfest war, hat ihn die Stimmung ergriffen: „Wir waren alle beseelt von dem Tag. Wir haben noch einmal gemerkt, wie sehr wir das alles vermissen. Als die Marschmusik beim Frühschoppen gespielt hat, war ich ganz gerührt und hatte Tränen in den Augen.“ Das alles an diesem Wochenende in der eigenen Stadt, mit den vertrauten Schützen und dem treuen Schützenzug an der Seite erleben zu werden, wird dann ganz sicher auch noch mal eine emotionale Erfahrung. Das wissen Marco und Andrea Borgwardt und trotz des Vermissens des eigentlichen Festes werden sie an diesem Wochenende jede Sekunde genießen!