Von Bob Marley bis hin zu Die Ärzte Pfarrer Borries Podcast als kleines Guerilla-Projekt

Neu-Elfgen · Als Christoph Borries, Berufsschulpfarrer am BBZ und dort eine echte Institution, im vergangenen Jahr während des ersten Lockdowns seinen Poscast „7 Tage 1 Song“ ins Leben rief, hätte er nicht mit dem Erfolg gerechnet. „Am Anfang habe ich gedacht, 200 Zuhörer pro Folge wären schön. So viele passen hier in eine vollbesetzte Kirche“, erinnert er sich zurück. Doch schnell waren es über 1.000.

In Folge 80 seines Podcasts hat Christoph Borries mit dem Kölner Urgestein Ludwig Sebus über die Bedeutung von Heimat gesprochen.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Mittlerweile lauschen ihm im Schnitt 2.500 Leute. Jeden Dienstag veröffentlicht Borries eine Folge. Darin widmet sich der Musik-Fan immer einem anderen Song, schenkt ihm Aufmerksamkeit und deutet sie. Dazu werden immer drei Gedanken, die zum weiteren Nachdenken anregen, geäußert. Wer jetzt denkt, dass nur Kirchenlieder behandelt werden, der täuscht sich. Von Bob Marley über Birtney Spears bis hin zu Die Ärzte finden ihren Platz in Borries „7 Tage 1 Song“.

„Songs, die Halt, Hoffnung und Kraft geben“, bringt er seine Auswahl auf den Punkt, „ich bin Berufsschulpfarrer, aber die Idee mit dem Podcast ist, nicht mit dem Kirchenfähnchen durch die Gegend zu laufen. Ich nehme bewusst Lieder, bei denen man denkt, die haben überhaupt gar nichts mit Kirche zu tun.“ Aber die Inhalte oder Bilder, die da vorkommen, hätten sehr wohl etwas damit zu tun, führt Borries weiter aus. Manchmal sei es klarer, da nenne er auch einen Bibelspruch, und manchmal sei es einfach eine christliche Werthaltung, die dahinterstehe. Oft holt er auch andere Leute mit ins Boot, die ihre Gedanken teilen.

Als sein „kleines Guerilla-Projekt“ bezeichnet der Pfarrer seinen Podcast, der sich mehr Offenheit für Neues in der Kirche wünscht: „Meine Vorstellungen, wie Predigt oder Kirche sein soll, ist im Grunde genommen so, dass wir Angebote machen, die wir versuchen, populär zu verpacken. Ich versuche das zum Beispiel über Instagram auch über die Bildsprache so zu machen, wie Leute heute kommunizieren. Einfach um attraktiv zu sein. Das finde ich überhaupt nicht schlimm, solange man sich nicht verbiegt.“

Eine Besonderheit gibt es bei „7 Tage 1 Song“ noch: Jede zehnte Folge hat ein kölsches Lied zum Thema. In der aktuellen Folge 80 ist es „Heimweh nach Köln“ in der Version von Ludwig Sebus. Mit dem 96-jährigen Karnevals-Urgestein hat Borries darüber gesprochen, was es bedeutet, wenn er so an seine Heimat denkt. „Mich rührt es total an, was Ludwig Sebus zu dem Lied und seiner Kriegsgefangenschaft sagt“, erzählt Borries, „wenn man sich unsere Probleme anguckt mit der Pandemie, wo wir ungefähr 24 Monate eingesperrt sind, muss man sich mal überlegen, dass Sebus als 19-Jähriger vier Jahre in Russland in Kriegsgefangenschaft war. Da wünsche ich, dass die Leute sich anstecken lassen von der Gelassenheit von jemandem, der 96 Jahre auf diesem Planeten läuft und ganz andere, völlig krasse Sachen gesehen hat, gegen die Rücksicht nehmen und mal 1,50 Meter Abstand halten ein Spaziergang sind.“

Mit seinen 96 Jahren habe er eine Altersweisheit, da lohnt es sich, zuzuhören. Für die Folge mit Ludwig Sebus hat der Musik-Fan sich natürlich auch seine Gedanken zur Bedeutung von Heimat gemacht: „Heimat ist, wo man bereit ist, füreinander einzustehen, aber auch nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Man respektiert sich.“ Wer mehr über Christoph Borries und seinen Podcast erfahren oder einmal dort reinhören möchte, findet die aktuelle Folge unter 7tage1song.de . Auch auf Facebook und Instagram ist er unter „7 Tage 1 Song“ zu finden.