Neujahrsgruß von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke „Gerade in der Pandemie sehen wir, wie viel Gemeinsinn es bei uns gibt“
Grevenbroich/Jüchen/Rommerskirchen · Landrat Hans-Jürgen Petrauschke richtet sich im Neujahrsgruß an alle Bewohner im Kreis.
Liebe Bürgerinnen und Bürger!
Noch im Sommer hat niemand damit gerechnet, dass Deutschland zum Jahresende die bislang stärkste Pandemie-Welle treffen würde. Den Angehörigen der insgesamt über 400 Corona-Toten im Rhein-Kreis Neuss spreche ich nochmals mein herzliches Beileid aus. Gleichzeitig danke ich Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger: dafür, dass Sie sich über einen schon so langen Zeitraum umsichtig und verantwortungsbewusst verhalten; dafür dass Sie in so großer Zahl auch weiterhin Gemeinsinn und Solidarität beweisen. Es ist dieser Zusammenhalt, der unseren Rhein-Kreis Neuss ausmacht. Und auf diesen Zusammenhalt können wir weiter bauen.
Um die vierte Corona-Welle zu brechen, ist jetzt jeder aufgerufen, überall wo möglich, Infektionsgefahren zu vermeiden und gleichzeitig seinen eigenen Schutz und den für andere durch eine Impfung – ob Grundimmunisierung oder Auffrischung – zu erhöhen. Dies ist unerlässlich, um eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden und die Pandemie zu überwinden.
Dazu trägt der Rhein-Kreis Neuss mit seinem Impfzentrum, regelmäßigen mobilen Impfangeboten und den mit den kreisangehörigen Kommunen organisierten Booster-Sonntagen bei. Und ich bin froh, dass wir gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung, den Hilfsorganisationen und der Bundeswehr den Menschen bei uns diese zusätzlichen Impfmöglichkeiten anbieten und die Arztpraxen damit entlasten können. Zuletzt haben wir eine Kapazität von bis zu 15.000 Impfungen pro Woche erreicht.
Die Corona-Pandemie bewältigen, Nachhaltigkeit ausbauen, den Strukturwandel gestalten und die Wirtschaft stärken – dies sind für mich Kernthemen für das neue Jahr. Und es gibt viele gute Gründe darauf zu vertrauen, dass wir weiter eine erfolgreiche Zukunft für unsere Heimat schaffen können.
Die deutsche Wirtschaft geht mit Zuversicht ins Jahr 2022. Fast die Hälfte der Unternehmen erwartet eine höhere Produktion oder Geschäftstätigkeit, das geht aus einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor. Zuversichtlich stimmt auch die Entwicklung der Arbeitslosigkeit: Sie ist im Rhein-Kreis Neuss weiter gesunken und lag zuletzt bei 5,2 Prozent. Der Arbeitsmarkt erweist sich damit als robust. Das ist eine gute Basis für die Belebung unserer Wirtschaft nach der Corona-Krise.
Der Strukturwandel mit dem vorzeitigen Braunkohleausstieg im Rheinischen Revier ist eines der weltweit größten Klimaschutzprojekte, zu dem unser Kreis einen erheblichen Anteil beiträgt. Wichtig ist der Erhalt oder die Schaffung neuer, auch industrieller Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Damit dies gelingt, muss Strom sicher und bezahlbar bleiben - im Rhein-Kreis Neuss insbesondere für energieintensive Branchen wie Chemie-, Aluminium- und Lebensmittelindustrie.
Im Strukturwandel-Sofortprogramm PLUS der Zukunftsagentur Rheinisches Revier wurden bereits eine ganze Reihe von Projekten, bei denen der Rhein-Kreis Neuss federführend oder Partner ist, ausgezeichnet und als tragfähige Vorhaben im Rahmen des Strukturwandels eingestuft: vom „Reviermanagement Gigabit“ über „Launch-Center Lebensmittelwirtschaft“ bis „Innovation Center Garzweiler“. Das Projekt „Global Entrepreneurship Center“ in Meerbusch setzt ein weiteres starkes Signal für Innovation und für zukunftssichere Jobs.
Für einen gelingenden Strukturwandel benötigen wir eine hervorragende Verkehrsinfrastruktur. Umso erfreulicher ist, dass der östliche Teil der Revier-S-Bahn von Düsseldorf über Neuss und Grevenbroich bis Bedburg sowie die S 6 von Köln über Rommerskirchen, Grevenbroich und Jüchen bis Mönchengladbach schneller umgesetzt werden können, als bislang geplant.
Nachhaltigkeit ist längst zum gesellschaftlichen Leitbild unseres Jahrhunderts geworden. Dem trägt auch der Rhein-Kreis Neuss Rechnung – unter anderem als erster Fair-Trade-Kreis Deutschlands und mit seinen schon seit Jahrzehnten laufenden Baumpflanzprogrammen. Unsere jüngste Aktion „1.000 Klimabäume“ zur privaten Pflanzung ist im Herbst erfolgreich angelaufen.
Unser übergeordnetes Ziel für den Rhein-Kreis Neuss ist ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Nachhaltigkeit. Grundlegende Bedeutung haben dabei solide öffentliche Finanzen, ohne die Umwelt- und Klimaschutz, gute Bildungschancen oder ein leistungsfähiges Sozialsystem nicht möglich sind.
Ein wichtiger Klimaschutz-Baustein bleibt die Radwege-Infrastruktur. Als anerkannt fahrradfreundlicher Kreis ist der Radwegebau daher fester Bestandteil unseres jährlich fortgeschriebenen Kreisstraßenbauprogramms. Zudem fördert der Rhein-Kreis Neuss den Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität auf seinen Grundstücken. Die ersten öffentlichen Ladesäulen sind bereits in Grevenbroich in Betrieb – weitere sind in Vorbereitung.
Mit unserem Leitfaden für eine verantwortungsbewusste öffentliche Beschaffung legen wir soziale und ökologische Kriterien für eine nachhaltige Auftragsvergabe fest. Auch die voranschreitende Digitalisierung der Kreisverwaltung ermöglicht es, öffentliche Ressourcen effizienter und zielgenauer einzusetzen, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen zu entlasten.
Mit unserem im September gestarteten virtuellen Bürgerbüro haben wir eine zusätzliche Form der Kontaktaufnahme mit der Kreisverwaltung geschaffen, die in NRW bislang einmalig ist. Behördengänge per Videokonferenz sind zunächst möglich für Beratungsgespräche der Schwerbehindertenstelle, der Pflegeberatung von Selbsthilfegruppen, der Elterngeldstelle, der Wirtschaftsförderung, des Kommunalen Integrationszentrums und zum Thema Wohnberechtigungsschein.
Im Zeichen sozialer Nachhaltigkeit geht Anfang des neuen Jahres unsere Service- und Koordinierungsgesellschaft für preisgünstigen und bezahlbaren Wohnraum an den Start. Auch ein neuer grundsicherungsrelevanter Mietspiegel tritt in Kraft. Dieser beruht ausschließlich auf Angebotsmieten und wird damit zur Folge haben, dass die Mietobergrenzen ebenso ansteigen werden wie die Sozialleistungen des Kreises für die Kosten der Unterkunft.
Wohlstand, soziale Sicherheit und ein Leben in einer lebenswerten Umwelt – das sind keine Selbstverständlichkeiten; das erfordert die stete Bereitschaft und Fähigkeit zu Veränderung und Innovationen. In diesem Sinne möchte ich als Landrat mit den sieben Städten und der Gemeinde im Kreis, mit den Unternehmen und den Menschen bei uns für nachhaltiges Wachstum sorgen.
Ich setze darauf, dass es uns im Rhein-Kreis Neuss mit vereinten Kräften gelingt, die Corona-Pandemie ebenso wie die Jahrhundert-Herausforderung und Jahrhundert-Chance Strukturwandel gut zu bewältigen. Damit verbunden ist das Ziel, die Energiesicherheit für Bevölkerung und Wirtschaft zu stärken sowie die Infrastruktur für Verkehr und Digitalisierung zukunftsfest zu machen.
Allen, die sich im Rhein-Kreis Neuss ehrenamtlich engagieren, möchte ich zum Jahresauftakt besonders herzlich danken – für das große Engagement, sei es bei Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Kirchen, Sport, Verbänden, Vereinen oder auch ganz privat. Gerade in der Pandemie sehen wir, wie viel Gemeinsinn es bei uns gibt. Mein besonderer Dank gilt daher allen, die mit vielfältiger Einsatzbereitschaft jetzt erst recht für andere da waren und sind.
Wir haben im Rhein-Kreis Neuss allen Grund weiter auf eine gute Zukunft zu setzen. Und ich wünsche Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger, dass auch die Pläne und Hoffnungen, die Sie für 2022 haben, in Erfüllung gehen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes, erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke