Pastorat: „Für uns hat eine Gemeinde keine Grenzen“

Es war eine ungewöhnliche „Wohngemeinschaft“ und wohl die erste multi-religiöse überhaupt: In den ersten Jahren aber wohnten im Wevelinghovener Pastorat der katholische Pastor und der evangelische Prediger unter einem Dach. „Das muss aber nicht so richtig geklappt haben. Das hat zu viel Streit geführt“, weiß Helmut Coenen zu berichten.

Helmut Coenen erklärt Bürgermeister Klaus Krützen die Besonderheiten des Stuck-Kamines.

Wevelinghoven. Der ist Vorsitzender des Pfarrvereines „St. Martinus“ und kennt sich mit der Geschichte des alten Pastorats bestens aus. Diese „interreligiöse Wohngemeinschaft“ wurde ab 1653 ausprobiert, scheiterte aber wie gesagt recht schnell.

Mit der Jahreszahl wird aber noch etwas anderes deutlich: Dieses Gebäude ist das älteste Wohnhaus der Stadt (und wohl auch darüber hinaus). An ihm kann man ablesen, wie im 17. Jahrhundert gelebt wurde: „Damals gab es keinen Flur. Die Haustür stand meistens offen und man betrat den Raum, in dem gelebt, gearbeitet und gekocht wurde“, so die Beschreibung von Pfarrer Meik Peter Schirpenbach.

Die Rückwand der großen Esse, die damals wohl den Raum beherrscht hat, ist bei den aktuell laufenden Renovierungsarbeiten übrigens erhalten worden.

Übergabe der Bewilligungsbescheide von Stadt und Land: Pfarrer Meik Peter Schirpenbach, Helmut Coenen, Kerstin Buchholz (Pfarrverein), Bürgermeister Klaus Krützen und Landtags-Abgeordnete Heike Troles. Im Hintergrund die Rückwand der historischen Esse. Mit dem Zuschuss soll die Inneneinrichtung des alten Pastorats finanziert werden.

Links schloss sich ein Raum an, dessen imposanter weißer Stuck-Kamin schon deutlich macht, dass es sich um die „gute Stube“ handelte, wo der Pastor seine wichtigen Gäste empfing. Der Raum rechts diente dagegen (wahrscheinlich) als Schlafzimmer.

Diese Räume sollen nun – nach ihrer Sanierung und der Fertigstellung des gesamten „Martinus-Forum“ – zu einem „identitätsprägenden Kultur-Treffpunkt“ werden. Dabei legt Schirpenbach Wert auf den offenen Charakter der Einrichtung: „Für uns hat eine Gemeinde keine Grenzen“, betont er und reklamiert hiermit die Abkehr vom klassischen Gedanken eines „Pfarrheimes“, das schon vom Namen her eher einen geschlossenen Zirkel andeute als eine für alle offene Einrichtung, wie dies der Begriff „Forum“ verdeutlichen solle.

Konkret geplant sind für das alte Pastorat eine Bibliothek für Heimatliteratur, eine Lesebühne für Autoren der Umgebung, die Präsentation von Kunstprojekten zum Beispiel auch der örtlichen Schulen sowie Begegnungen unter dem Motto „Hier zu Haus“ (regionale Geschichten kombiniert mit regionalen Gerichten). Dafür schließt sich an die Pastoratsräume eigens eine Küche an. Die Inneneinrichtung kostet 44.000 Euro, die von Stadt und Land übernommen wurden.-gpm.