Ulrich Clancett kann am Sonntag sein silbernes Priesterjubiläum feiern „Papst Franziskus gibt mir immer wieder neue Hoffnung“
Jüchen · Ulrich Clancett wurde 1964 in Kempen geboren. Seit 1991 wirkt er in Jüchen. Anfangs noch Kaplan, wurde er 1999 zum örtlichen Pfarrer bestellt. Seit 2008 ist er außerdem Regionaldekan. Am Sonntag kann er ab 15 Uhr in der Pfarrkirche "St.
Jakobus der Ältere" sein silbernes Priester-Jubiläums feiern. Aus diesem Anlass interviewte der Erft-Kurier diesen ebenso streitbaren wie liebenswerten Kirchenmann.
Wie steht es also mit Kirche und Glauben in Jüchen? Clancett lacht: "Wenn ich das messen könnte ... Hier muss man sich auf sein Gefühl verlassen. Und das sagt mir: Der Glaube spielt bei den allermeisten Menschen immer noch eine große Rolle. Und zwar so, dass auch Menschen, die ohne einen christlichen Hintergrund zu uns kommen, danach fragen und sich interessieren."
Die Zeiten der großen Zahlen und der vollen Kirchen seien aber auch in Jüchen (wie fast überall sonst auch) vorbei. "Da gibt es natürlich viele Menschen, die das bedauern. Auch ich komme aus einer der niederrheinischen Großgemeinden, in der man immer aus dem Vollen schöpfen konnte. Doch das ist Vergangenheit", seufzt er.
Ulrich Clancett habe das Gefühl, dass sich die Menschen sehr gut aussuchen, welches Angebot sie wahrnehmen: "Einfach so am Sonntagmorgen in die Kirche zu gehen, weil das dazugehört — das ist vorbei. Ich suche mir ein Angebot, das passt. Etwa einen Gottesdienst, der musikalisch besonders gestaltet ist, oder einer, der besonders auf Familien mit Kindern ausgerichtet ist. Dann muss es aber auch erst einmal wieder gut sein. Menschen binden sich heute nicht mehr so, wie das früher der Fall war. Das ist übrigens eine Erfahrung, die wir in allen anderen Lebensbereichen ebenfalls machen, nichts also, was speziell mit dem Glauben oder den Kirchen zu tun hätte."
Apropos: Zeitgeist vs. Grundfesten des Glaubens — Wie modern darf Kirche sein? Wo muss sie unmodern sein?
"Die Gemeinschaft der Christen — und das ist die Kirche! — ist zeitlos. Natürlich gehen Zeitströmungen auch an uns nicht spurlos vorüber. Doch die Botschaft Jesu bleibt seit über 2000 Jahren gleich: Eine Botschaft der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe. Kirche scheitert immer da, wo sie sich diese Botschaft aus der Hand nehmen lässt und sie sich zu sehr unter einem vermeintlich modernen Zeitgeist verbiegen lässt", ist der Silberjubilar sicher.
Dabei setzt er seine Hoffnung auch auf Papst Franziskus. Der setze viele, eindrucksvolle Zeichen, habe allerdings auch mit einem riesigen Apparat um sich herum zu kämpfen. "Aber hier und da kann man schon kleinere Aufbrüche spüren ... Das gibt immer wieder neu Hoffnung", formuliert es der Regionaldekan, der sich wünscht, dass das Kirchturmdenken nur noch dazu dient, auf den eigenen Kirchturm zu steigen und sich umzusehen: Was gibt es anderswo, was bei uns im Dorf nicht mehr möglich ist? Und dann eine Offenheit aller Seiten für diese Vereinigung. In vielen Bereichen haben wir das in der Vergangenheit in Jüchen erleben können", so Ulrich Clancett.
Das vollständige Interview lesen Sie im Oktober in der nächsten Ausgabe der "Menschen in Jüchen".
-gpm.