Ein Überblick Notstand in der Altenpflege

Nachrichten über den Notstand unter Altenpflegekräften dominieren seit geraumer Zeit die Medien: zu niedrige Löhne, zu wenig Auszubildende, schwierige Arbeitskonditionen mit Schicht- und Wochenenddiensten.

Insbesondere im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 wurde die Situation in der Altenpflege zum ausschlaggebenden Thema. Da noch einen Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Im Folgenden die wichtigsten Punkte im Überblick.

In Pflegeheimen fehlt es an Personal und das, obwohl Jahr für Jahr Rekorde in der Ausbildung zur Altenpflegefachkraft aufgestellt werden. Anfang Juli hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zusammen mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Familienministerin Franziska Giffey (SPD) den Plan "Konzertierte Aktion Pflege" (KAP) präsentiert. Damit möchte die Regierung gegen den Pflegenotstand in Deutschland vorgehen. Langfristig sollen 13.000 neue Stellen geschaffen und besetzt werden. Thomas Greiner (Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege) betont, dass es deutschlandweit ausreichend Hilfs- und Betreuungskräfte gebe, jedoch mangele es an Fachkräften. Weiterbildungen könnten ein Lösungsansatz sein.

Laut Hans-Böckler-Stiftung liegt der durchschnittliche Stundenverdienst in der Altenpflege bei 14,24 Euro — 2,73 Euro unter dem deutschlandweiten Mittelwert. Laut der Gewerkschaft ver.di verdienen Altenpfleger im Schnitt 2621 Euro brutto im Monat. Deutlich weniger als der Durchschnitt aller Fachkräfte, welcher bei 3100 Euro brutto liegt. Rund 60 Prozent der Pfleger arbeitet in Teilzeit, sie verdienen also entsprechend weitaus weniger. Auch innerhalb der Branche sind große Differenzen erkennbar, je nachdem welcher Träger als Arbeitgeber beteiligt ist und in welcher Region sich dieser befindet. Während der Ausbildung bekommen angehende Altenpfleger rund 1000 bis 1200 Euro monatlich, was über dem durchschnittlichen Azubi-Gehalt liegt.

Spahn fordert höhere Löhne für Pflegekräfte. Der Gesundheitsminister kritisierte im Morgenmagazin des ZDF, dass etwa 80 Prozent der Altenpfleger nicht tarifgebunden seien und somit zu niedrig bezahlt würden. Betrachtet man die Gesamtheit der Mängel in der Altenpflege, wird jedoch deutlich, dass höhere Löhne allein keine langfristige Lösung darstellen. Nicht zuletzt muss bei der Forderung nach höheren Löhnen mitgedacht werden, dass die Kosten nicht auf die Zuzahlungen pflegebedürftiger Menschen zurückfallen dürfen. Finden Sie viele weitere Informationen rund um das Thema Altenpflege unter pflege.de.

Die Altenpflege soll besser bezahlt werden, darin sind sich alle Parteien einig. Doch kommunale, weltliche, kirchliche und kommerzielle Verbände vertreten eigene Interessen. Die wenigsten Einrichtungen gehören zu Arbeitgeberverbänden, die zu Tarifverhandlungen bereit sind. Private Pflegeeinrichtungen wehren sich bisher recht erfolgreich gegen flächendeckende Tarifverträge. Und gerade diese privaten Pflegeeinrichtungen zahlen ihren Angestellten vergleichsweise wenig gegenüber beispielsweise den kommunalen Trägern.

Ein Lösungsansatz wäre, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Tarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt. Dafür müsste es jedoch einen flächendeckenden Tarifvertrag geben. Der Arbeitgeberverband privater Anbieter spricht sich dagegen aus. Laut Pflegestatistik des Statistischen Bundesamts sind mehr als 40 Prozent der Pflegeheime in privater Hand. Aus ver.di-Sicht haben flächendeckende Tarifverträge jedoch auch Nachteile, zum Beispiel die fehlende Absicherung nach unten. Auf Seiten der Koalition bleibt somit noch einiges zu tun.