„Hendricks Vorstoß gefährdet sichere Stromversorgung“

Grevenbroich · Im Vorlauf zur Klimaschutzkonferenz in Paris sprach sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) dafür aus, die Kohleverstromung in der Bundesrepublik Deutschland in den nächsten 20 bis 25 Jahren schrittweise einzustellen.

Petrauschke und Thiel sind einig in ihrer heftigen Kritik an der Bundes-Umwelt-Ministerin.

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Dies stieß im Revier natürlich bitter auf.

Rainer Thiel, SPD-Landtagsabgeordneter für Grevenbroich und Rommerskirchen, merkt an: „Die Menschen hier bei uns im Rheinischen Revier werden erneut einer quälenden Unsicherheit ausgesetzt, deren letzte Episode erst kürzlich, mit dem hart erkämpften Kompromiss zur

Sicherheitsbereitschaft von Braunkohlekraftwerken vorüber schien. Kaum wurde mit den betroffenen Bundesländern, Unternehmen und Gewerkschaften für Klarheit gesorgt, folgt nun aus Berlin schon die nächste Welle der Verwirrung.“

Thiel begrüßt ausdrücklich, dass Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Wirtschaftsminister Garelt Duin umgehend den Alleingang von Barbara Hendricks kritisiert haben und klar stellen, dass dies nicht die Position Nordrhein-Westfalens ist. Thiel verweist darauf, dass die Hausaufgaben der Energiewendepolitik woanders liegen: „Ohne abgeschlossenen Netzausbau, massiven technologischen Fortschritten zur Energiespeicherung und einer technisch-wissenschaftlich fundierten Systementscheidung werden wir selbst bei den optimistischsten Prognosen auch noch nach 2050 auf fossile Energieträger angewiesen sein, um Versorgungssicherheit, Systemstabilität und auch preisgünstigen Strom zu gewährleisten.“

Schon jetzt müssen vermehrt Windkraftwerke abgeschaltet werden, da deren Strom zeitweise die Netzstabilität gefährdet. Heftig kritisiert auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. „Ich bin besorgt über die Pläne der Ministerin. Was wir nicht brauchen, sind Profilierungsversuche einer Umweltministerin, sondern Ruhe und Planungssicherheit im Revier, um den schrittweise Ausstieg aus der Braunkohle ohne Strukturbrüche wirtschaftlich und sozialverträglich zu gestalten“, fordert Petrauschke.

Petrauschke wirft der Ministerin vor, Beschäftigte und Unternehmen erneut zu verunsichern und die Versorgungssicherheit des Landes aufs Spiel zu setzen: „Weder die Probleme der fehlenden Speichertechniken und der Grundlastfähigkeit von Wind und Solarenergie, noch die des fehlenden Netzausbaus sind bisher gelöst. Der beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie 2022 verlangt daher für unbestimmte Zeit noch eine sichere, verfügbare und grundlastfähige Energieversorgung auch durch Braunkohle.“ Im Gegensatz zu den größten Klimasündern wie China, Indien und die USA habe Deutschland bereits seinen Kohlendioxidausstoß um 23 Prozent verringern können. Mit einem nationalen Alleingang werde das Weltklima nicht gerettet, sondern Emissionen und Arbeitsplätze ins Ausland verlagert, ist Landrat Petrauschke überzeugt.

Er will einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel schreiben und gegen Hendricks’ Pläne protestieren.

(Kurier-Verlag)