Im Werbering wird ISEK zunehmend kritischer gesehen „Ein neues Pflaster löst nicht die Probleme im Bahnhofs-Quartier“
Grevenbroich · "Die aktuelle Situation im Handel ist kein
Grevenbroicher Phänomen.
Wir müssen uns gemeinsam darüber Gedanken machen, wie wir standortgebunden, aber auch digital den Anschluss finden", betonte Heiner Schnorrenberg, alter und neuer Vorsitzender des Grevenbroicher Werberings bei dessen Mitgliederversammlung. Und der fügte an: "Grevenbroich ist als Einkaufsstadt weiterhin ein Magnet für Besucher aus der ganzen Region." Als Beweis nannte er die so genannte "Zentralitätskennziffer", die für Grevenbroich bei 110 liegt. Für Dormagen wurde eine 85, für Neuss eine 116 errechnet. Die Zentralitätskennziffer gibt an, inwieweit der örtliche Einzelhandel in der Lage ist, die überörtliche Kundschaft anzuziehen.
Der Handel in Grevenbroich aber habe ein Problem: "Die Leerstände belegen exponierte Lagen und große Flächen. Hierdurch bedingt sind die entsprechenden Mieten mitunter teuer, die Vorstellungen der Immobilien-Eigentümer bisweilen noch unrealistisch. Aber auch hier setzt meiner Auffassung nach ein Umdenken ein", führte Schnorrenberg aus.
Die Ansiedlung neuer Geschäfte erfolge dann, wenn der potenzielle Anbieter wirtschaftlichen Erfolg in Grevenbroich erwarte ... "nicht dann, wenn sich jemand etwas wünscht oder bestimmt. Auch nicht der Werbering oder die Stadtverwaltung. Die Kunden entscheiden somit selbst über die Eröffnung oder den Bestand von Geschäftsmodellen", macht der Werbering-Chef klar.
"Woolworth" sei im Montanushof als Kaufhaus für den kleinen Geldbeutel willkommen und gewissermaßen ein Ersatz für ein nicht mehr tragfähiges Konzept von "Strauss Innovation".
Kritisch kommentiert wurde das ISEK-Programm: ""Galt ISEK zunächst als Lösungsmittel für die nachhaltige Entwicklung von Teilbereichen der Innenstadt, so hat sich nun konkretisiert, dass die Umlenkung von Verkehrsströmen von den Mitgliedsunternehmen des
Werbering an Bahnstraße und Rheydter Straße mit Sorge hinsichtlich schlechterer Erreichbarkeit und wegfallenden Parkmöglichkeiten gesehen wird", macht Heiner Schnorrenberg deutlich.
Auch die Erreichbarkeit der Innenstadt aus den nördlichen Stadtteilen müsse vor bedacht werden. "Wenn die Neubürger aus dem Neu-Siedlungsgebiet von Kapellen schneller in Neuss als in der City von Grevenbroich sind, muss gegengesteuert werden", forderte der Sprecher der Grevenbroicher Händlerschaft.
Und: "Durch die im ISEK-Gebiet voraussichtlichen, aber noch nicht quantifizierten Anliegerbeiträge darf es nicht zu finanziellen Engpässen kommen, die die bisherigen Eigentümer aus ihren Immobilien herausführen und zu unerwünschten Neunutzungen (wie weitere Monteur-Wohnungen) führen. Das würde genau zum Gegenteil dessen führen, was das Ziel der ISEK-Maßnahmen
ist. Ein neues Pflaster und schön angelegte Aufenthaltsinseln lösen nicht die Probleme im Bahnhofsquartier. Zumal wenn niemand (wie bisher in weiten Teilen dort) sich um deren Reinigung und Instandhaltung kümmert."
-gpm.