Stadt sucht nach Standort für neue Flüchtlingsunterkunft

Grevenbroich · Jeden Tag eine neue Herausforderung. Grevenbroichs Sozialdezernent Claus Ropertz und seine Mannschaft müssen improvisieren, um den Ansturm der Flüchtlinge zu kanalisieren. Die vier vorhandenen Unterkünfte sind belegt; in die Obdachlosenunterkunft in Noithausen sind schon 38 Flüchtlinge zusätzlich eingezogen.

Jetzt sucht die Stadt händeringend auf dem freien Markt nach Wohnungen.

Ein bis drei Tage Vorlauf gewährt die Bezirksregierung Heike Steinhäuser, Fachbereichsleiterin Soziales, Heinz Engel und Hartmut Deußen, beides Mitarbeiter aus dem Fachbereich Soziales, um eine Unterkunft quasi aus dem Nichts herbeizuzaubern. Ab und zu lädt auch einer der 96 Busse, die im Auftrag der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen die Flüchtlinge transportieren, eine ganze Familie vor dem Rathaus ab.

Derzeit sind rund 300 Flüchtlinge in Grevenbroich untergebracht, bis zum Jahresende kündigt Arnsberg noch die Zuweisung von 55 Personen an. „Es können auch mehr werden, keiner weiß wie viele noch kommen“, relativiert Claus Ropertz diese Zahl. Jedenfalls wird auch 2015 der Strom nicht abreißen.

Im Rathaus ist jetzt eine abgestufte Konzeption entwickelt worden, um das Problem in den Griff zu bekommen. Kurzfristig hofft man, Wohnungen auf dem freien Markt zu finden.

Ein erster Aufruf brachte gleich vier Angebote. In eine in kirchlichem Besitz befindliche Wohnung zieht eine Familie mit vier Kindern ein. Neben den Kirchen sind auch die Wohlfahrtsverbände involviert. Potenzielle Vermieter können sich im Rathaus bei Hera Starost (unter Telefon 02181/60 84 93) oder Artur Foss (02181/ 60 85 30) melden.

Kurzfrist zur Verfügung stehen soll auch leer stehender Wohnraum in einem Haus an der von-Werth-Straße (20 Plätze). Aus dem eigenen Bestand rekrutiert wird die leer stehende Viktoria-Schule. Dort könnten in der ersten Dezemberwoche 50 Flüchtlinge einziehen.

Am „Langer“ Weg werden auf einem RWE-Gelände drei Container errichtet; Kapazität für 50 Personen.

Bodenuntersuchungen durch den Kampfmittelräumdienst, dort lagerte einmal Munition, sind schon abgeschlossen, Einzugstermin ist dann Anfang Februar.

„Letztendlich werden wir aber nicht darum herumkommen, ein neues Flüchtlingsheim errichten zu müssen“, macht Ropertz klar, dass diese relativ kurzfristigen Maßnahmen nicht reichen werden. Ein Standort wird allerdings noch gesucht.

Die Kosten, die im Haushalt der Stadt auftauchen werden, sind noch nicht kalkulierbar; alleine der Umbau der Viktoria-Schule dürfte rund 200.000 Euro kosten.

Das sei auch erst einmal zweitrangig. „Unsere Verpflichtung hat absoluten Vorrang“, so Ropertz.

Jetzt soll erst einmal die Betreuung intensiviert werden und auch ein Netzwerk aus Ehernamtlichen unterstützt werden. Deshalb erhalten die Einrichtungen auch einen Gemeinschaftsraum.

Dass die Arbeit vor Ort viel Fingerspitzengefühl erfordert, macht Heinz Engel klar: „Zu uns kommen Menschen aus allen Kontinenten dieser Welt, verschiedener ethnischer Herkunft, oft sogar aus Gruppen, die sich in ihren Heimatländern kriegerisch gegenüberstehen.“

(Kurier-Verlag)