Mutter Natur kennt kunterbunte Hühnereier Warum der ewige Sommer auf die Knochen geht
Sinsteden · Bunte Eier kann es im Hühnerstall das ganze Jahr über geben. Denn einige der rund 200 Hühnerrassen, die es in Deutschland gibt, legen keine weißen, sondern farbenfrohe Eier: „Und das in allen Schattierungen von beige bis schokobraun. Auch grüne, türkisfarbene oder bläuliche Hühnereier gibt es“, erzählt Dr. Mareike Fellmin, Leiterin des „Wissenschaftlichen Geflügelhofes“ in Sinsteden.
Dabei sind, erläutert sie weiter, die Pigmente, die sich auf der Kalkschale ablagern, im Grunde genommen Blutabbau-Produkte. Und so wie ein „blauer Fleck“ in allen Regenbogenfarben schillern kann, so können auch Hühnereier aus dem weißen Einerlei hervorstechen.
Zehn Hühnerrassen finden sich übrigens in Sinsteden: Neben dem „Ur-Huhn“ (es stammt aus dem südostasiatischen Dschungel und aus ihm wurden alle Hühnerrassen gezüchtet) stehen auch „Paduaner“ oder „Krüper“. Bei den letzteren handelt es sich um ein altes Bauernhofhuhn aus dem westfälischen Raum, das inzwischen auf der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht.
Bei der Zucht, so berichtet Mareike Fellmin, gebe es drei Ziele: Neben Rassen, die fleißig Eier legen (das „Leghorn“ kommt auf 350 Eier im Jahr, während das Ur-Huhn nur zwölf bis 24 Eier im Jahr produziert), stehen solche, die möglichst viel Fleisch auf den Rippen haben. Und es gibt die „Zierhühner“, die mit ihrer Optik einen Garten verschönern sollen.
Alle Hühnerrassen legen übrigens Eier, die man auch essen kann. „Die Eier unterscheiden sich in Dottergröße und in der Dotterfarbe. Und sie schmecken auch ganz unterschiedlich“, weiß die Leiterin des Geflügelhofes, die persönlich übrigens besonders für die kleinen Eier der Zwerghühner-Rassen schwärmt.
In Sinsteden geht es dabei nicht nur um die Nach- und Weiterzucht vom Aussterben bedrohter Arten. Es stehen auch immer wieder wissenschaftliche Projekte – zumeist rund um das Tierwohl – an. Aktuell forscht Dr. Mareike Fellmin zum weißen „Leghorn“, der Rasse mit der höchsten Lege-Aktivität.
Damit die erwähnten 350 Eier im Jahr erreicht werden können, wird den Tieren in ihren Ställen „der ewige Sommer“ vorgegaukelt. Die künstliche Beleuchtung verhindert dabei, dass die Hühner den aufziehenden Herbst vermuten und in die Mauser gehen. Wenn sie nämlich ihre Feder wechseln, legen sie für drei, vier Wochen keine Eier mehr. Ein „Produktionsausfall“, der natürlich vermieden werden soll.
Die Kehrseite: Die Hühner brauchen durchgängig viel Kalzium, um die Eierschalen aufzubauen. Durch die Nahrung kann es auf Dauer nicht ausreichend geliefert werden, so dass die Vögel auf der Suche nach Kalzium dieses auch aus den eigenen Knochen ziehen.
„Die Knochenstabilität wird so immer geringer. Sie leiden dann quasi an Osteoporose; es kommt zu vielen Knochenbrüchen“, so die Wissenschaftlerin, die hier aktuell nach Lösungen im Sinne des Tierwohls forscht. Der „grüne“ Bundes-Umweltminister habe schon viele Forschungsprogramme in Sachen „Tierwohl“ auf den Weg gebracht.
Besonders viel Spaß macht ihr und ihren Mitstreitern die Arbeit immer dann, wenn die kleinen Küken geschlüpft sind. „Passend zu Ostern haben wir gerade jetzt viele Küken“, strahlt sie beim Besuch des Erft-Kuriers. Und in der Tat ist das flauschige Gewusel in den unterschiedlichen Farben der einzelnen Rassen ein herzerwärmender Anblick...