Iranerin lernt mit dem Top-Kurier Deutsch
Jüchen · Warum heißt es "der Tisch" und nicht "das Tisch"? Wer hat das bestimmt? Und warum sind die Präpositionen so kompliziert? Wann wird das Perfekt benutzt und wann das Plusquamperfekt? Wieso heißt die Möglichkeit des Sitzens ebenso wie ein Geldinstitut — nämlich "Bank"?
Jüchen. Was für uns ganz selbstverständlich ist, ist für die Flüchtlinge in Deutschland und in der Gemeinde nicht ganz so einfach. Daher unterrichtet Anne Marie Schmitz die 15-Jährige Melika Merzad in den Sommerferien im Fach Deutsch. Melika Merzad ist aus dem Iran geflohen und lebt nun schon seit vier Monaten in der Gemeinde — genauer gesagt in Hochneukirch gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in einer kleinen Wohnung. Um den Unterricht zu ermöglichen wird jeden Dienstag und Donnerstag jeweils vormittags für zwei Stunden ein Schulungsraum in der Feuerwehrwache Jüchen zur Verfügung gestellt. "Ich bin ehrenamtlich für die ,helfenden Hände' tätig. Als dort die Anfrage gestellt wurde, habe ich mich freiwillig gemeldet", erzählt Schmitz.
Die 64-Jährige Gieratherin ist pensionierte Lehrerin. "Ohne die Unterstützung der Feuerwehr wäre es schwierig geworden den Unterricht umzusetzen", sagt sie, "Heinz-Dieter Abels hat uns damit unheimlich geholfen." "Bei solchen Anfragen unterstützt die Feuerwehr generell immer gerne. Wenn also weitere Anfragen kommen würden, würden wir diese nicht ablehnen", sagt Heinz-Dieter Abels, Leiter der Feuerwehr Jüchen. Nach den Sommerferien, die sich in knapp zwei Wochen dem Ende zuneigen wird die 15-Jährige Iranerin in die Seiteneinsteigerklasse des Gymnasiums gehen. "Diese Form der Klasse ist ähnlich wie die Integrationsklasse an der Sekundarschule", erklärt Schmitz, "dort werden alle Kinder eingeschult, dessen Muttersprache nicht deutsch ist." Bereits 47 Flüchtlingskinder gehen in der Gemeinde zur Schule — entweder in die Grundschule oder auf eine weiterführende Schule.
"Melika ist ausgesprochen lerneifrig", erzählt Anne Marie Schmitz, "sie möchte möglichst schnell von der Seiteneinsteigerklasse in die Regelklasse wechseln." Daher versucht die ehemalige Lehrerin, das Mädchen möglichst gut auf die Schulsituation vorzubereiten. Denn durch den Einzelunterricht können schnell Hauptprobleme festgestellt werden. "Sie hat schon ziemlich viel gelernt und durch den Unterricht Fortschritte gemacht", so Schmitz, "sie selber hat auch viel Spaß am Unterricht.". Sogar Artikel aus dem "Top-Kurier" bezieht Anne Marie Schmitz in den Unterricht mit ein. Vielleicht dann am Donnerstag sogar diesen.
