Sankt Martin: Kinder lassen sich noch durch Besinnlichkeit packen

Jüchen · Die Zeit der Martinszüge naht. Den größten in Jüchen stellt die Gemeinschaftsgrundschule In den Weiden auf die Beine. Am Dienstag, 10. November, wird sich um 18 Uhr der Zug mit 280 Kindern hinter dem Sankt Martin in Gang setzten.

Marco Pöstgens ist der Sankt Martin in Jüchen. Auch für ihn ist der Zug ein emotionales Erlebnis.

Foto: Foto: privat

Was hier dann so unbeschwert aussieht, erfordert ein hohes Maß an Organisation. Der Top Kurier schaute einmal im Vorfeld der Zuges hinter die Kulissen und sprach mit den „Machern“.

Was alle Beteiligten motiviert, drückt Brigitte Sokolowski, die stellvertretende Leiterin der GGS Jüchen, so aus: „Mit Licht, gemeinsamem Singen, Beschaulichkeit, Emotionalität und dem Teilen als zentralen Wert lassen sich Kinder immer noch packen“, sagt sie, „das hat sich auch in den letzten Jahren nicht verändert und wird auch so bleiben.“ Die Schule ist der Träger des Umzugs, holt Hilfsdienste und Polizei mit ins Boot und kauft die Musik ein. Das sind die Jägerkapelle Jüchen, das Fanfarencorps Bedburdyck und die Köhmmusikanten aus Garzweiler. Im Unterricht wird mit Projekten und Facklebau auf das Ereignis hingearbeitet. Unterstützt wird die Schule vom Förderverein. Dessen Vorsitzender Karl-Heinz Klücken

(50) kümmert sich um die Befüllung der Tüten („Der örtliche Handel kommt uns dabei entgegen“) und schickt die Mütter der Schulkinder auf die Spendensammel-Reise. Für Kinder, die nicht Schüler der GGS sind, lassen sich Fünf-Euro-Gutscheine für eine Tüte erwerben. Die waren in diesem Jahr an den Haustüren besonders erfolgreich. „Das Ergebnis ist noch besser als das im letzten Jahr“, sagt er, „in den meisten Fällen werden wir mit offenen Armen empfangen“. Natürlich hören die Mütter auch immer mal wieder ein „Wir geben nix“, aber vor allen Dingen ältere Menschen sind sehr aufgeschlossen. Die Bestückung der Tüten einen Tag vor dem Zug ist immer ein Ritual. Auf einem großen Tisch liegt ein Berg an Süßigkeiten, die Mütter gehen mit einer Tüte im Rundlauf um den Tisch und sacken ein. Klücken ist in der St. Tradition auch der „arme Mann“. Er trifft vor dem Haus Katz auf den St. Martin und spielt dort die symbolische Teilungszeremonie durch. Dort führt Marco Pösgens als Sankt Martin, er macht das schon seit fünf Jahren, noch den Schimmel mit sich. Auf dem Schulhof ist er dann solo. „Das Pferd mitzuführen, erscheint uns zu gefährlich“, sagt er.

Auf dem Schulhof findet auch das statt, worauf die Kinder am meisten warten: die Verteilung der Tüten in den Klassen und für die Externen an einem Stand auf dem Schulhof. Tüten gibt es auch für die Bewohner des benachbarten Hephata-Hauses und was an Tüten übrig bleibt, geht an Flüchtlingskinder.

(Kurier-Verlag)