Wenn Sprechen und Lesen für das „Leben in Deutschland“ (noch) nicht ausreichen
Grevenbroich · Integration ist Arbeit. Und zwar eine Menge. Monika Born-Möbius und Rainer Hoffmann von der Volkshochschule Grevenbroich packen die Arbeit an.
Die VHS leistet durch ihr breites Angebot von Kursen für Migranten und Asylbewerber einen beträchtlichen Anteil für die Integration von Menschen in die Grevenbroicher Gesellschaft. Die beiden Arbeits- und Verantwortungsbereiche von Diplom-Pädagogin Monika Born-Möbius und Dr. Rainer Hoffmann stemmen dabei einen Löwenanteil. Doch ist von dem engagierten Lehrpersonal auch Kritik zu vernehmen. „Die Kapazitäten der VHS sind teilweise am Ende“, räumt Born-Möbius ein.
Die VHS macht sich für die Integration von Menschen stark. Neben dem regulären und privat finanzierten Angebot von Hochschulkursen bietet die Volkshochschule mehrere Formate für zugewanderte Personen an. Sprachprüfungen, Einstufungs- und Einbürgerungstests sowie das Prüfungsformat „Leben in Deutschland“, in dem Fragen aus den Bereichen der Politik, Gesellschaft und Soziales beantwortet werden müssen, bietet die Bildungseinrichtung an.
Die Kurse werden aus dem Bundeshaushalt über das „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ (Bamf) finanziert. Die Teilnehmer werden ebenfalls von dort, vom Jobcenter oder von der Ausländerbehörde bestimmt.
Neben Menschen aus Europa und dem europäischen Ausland stieg und steigt der Anteil von Asylbewerbern an den Kursen. Aus diesem Grund bot die VHS im Jahre 2016 ein erweitertes Angebot von insgesamt 36 verschiedenen Kursen mit zugehöriger Prüfung für insgesamt 260 Personen an. Zehn speziell ausgebildete Lehrkräfte übernehmen den Unterricht.
Zudem sind für eine Klausur zwei ausgebildete Prüfer und zusätzliche Aufsichtskräfte nötig.
Mit dem gestiegenen Aufkommen an Menschen entstanden inzwischen Engpässe. „Die Nachfrage überstiegt das Angebot bei weitem“, sagt Born-Möbius. Sie kritisiert: „Der bürokratische Aufwand ist viel zu hoch! An dieser Stelle muss etwas getan werden!“
Auch im Jahr 2017 haben sich die Situation der Lehrkräfte und das Angebot nicht oder lediglich geringfügig verbessert. Hinzu kommen die zunehmend komplizierter werdenden Auflagen des Bamfs, wodurch Schwierigkeiten entstehen würden, auch nur den Status quo zu erhalten.
Zudem beklagt Pädagogin Monika Born-Möbius engagiert: „Oft sind die Sprachkenntnisse von Teilnehmern der Integrationskurse so unzureichend, dass kaum kommuniziert werden kann“.
Dieser Problematik begegnet Rainer Hoffmann. Unter seiner Leitung wird seit 2015 der Kurs „Deutsch für Asylbewerber“ angeboten. „Den Menschen muss in manchen Fällen ein neues Alphabet beigebracht werden. Das braucht viel Zeit und Geduld“, erklärt er.
Und er fügt hinzu: „Meine Arbeit wird oft zusätzlich erschwert, weil Menschen sich aufgrund von Kriegserfahrungen oder Ressentiments gegenüber der westlichen Kultur den Behörden entziehen.“
Das Kursangebot unter der Leitung von Rainer Hoffmann gilt übrigens zugewanderten Personen, welche nicht die Voraussetzung für die Teilnahme an einem Integrationskurs erfüllen.
Die Betroffenen können in den Räumen der „Alten Feuerwache“ sprachliche Grundlagen erwerben. Die Kursteilnehmer werden auf Alltagssituationen wie das Einkaufen oder das Fragen nach dem Weg vorbereitet.
Finanziert wird der Unterricht aus einem Sonderfonds der Landesregierung in Düsseldorf. Für die Teilnahme sind keinerlei Vorkenntnisse nötig. Zudem fallen für die Teilnehmer keinerlei Kosten an; auch Bücher und Material werden bereitgestellt.
Jedoch steht aufgrund des Regierungswechsels in Düsseldorfs das Angebot von Hoffmann auf der Kippe.
Die beiden sehen dem Vorhaben äußerst skeptisch entgegen: Um dieser Bärenaufgabe gerecht zu werden, braucht es mehr Unterstützung und vor allem die Anerkennung der bemerkenswerten Leistung der Mitarbeiter der Volkshochschule.