Sich nur durch die Kraft der Sonne lautlos durch die Luft bewegen ...
„Über den Wolken wird die Freiheit wohl grenzenlos sein“ – mit seinem Song, beschreibt Reinhard Mey genau das eigentlich unbeschreibliche Gefühl, dass Tanja Gross beim Segelfliegen hat. Sie ist Vorsitzende der Abteilung „Segelflug“ im Aero-Club Grevenbroich.
Seitdem der Flugplatz vor 13 Jahren eröffnet wurde, zählt er nun bereits 170 Mitglieder.
Gustorf. „Die Halde bot sich als Segelflugplatz idealerweise“, erklärt Tanja Gross „Ein Segelflugzeug hat eine Spannweite von mindestens 15 Meter und wird vom Piloten selbst gesteuert. Dabei kann man mit einem Segelflugzeug sehr weit fliegen. Ein Modell-Flugzeug wird vom Boden in einem relativ geringen Radius ferngesteuert“, so Gross.
Seit ihrer vierten Lebenswoche verbringt sie ihre Freizeit im Sommer auf Flugplätzen in Deutschland und Europa. Das Interesse dafür wurde ihr schon durch ihren Vater in die Wiege gelegt und auch ihre Kinder fliegen bereits. Mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug springen würde die 39-Jährige allerdings niemals. „Man mag es kaum glauben, aber ich habe Höhenangst! Deshalb brauche ich immer etwas um mich herum. Beim Paragliding oder Fallschirmspringen ist das ja nicht so. Solange es nicht nötig ist, werde ich aus keinem intakten Flugzeug mit einem Fallschirm springen“, berichtet Tanja Gross.
Sie war in Deutschland schon fast in jeder Ecke – von Schneverdingen, in der Lüneburger Heide bis runter nach Binningen, in der Nähe vom Bodensee – unterwegs. Und auch in Frankreich und Spanien ist sie schon über die idyllischen Landschaften geflogen. „Bei unbeschränktem Luftraum dürfen wir in Deutschland bis zu 3.200 Meter hoch fliegen. Das ist im Normalfall aber gar nicht nötig. Im Streckenflug bewegt man sich, wenn es der Luftraum zulässt, zwischen 600 und 2.000 Meter je nach Übungsstand des Piloten“, sagt Gross.
Die Reichweite des Fluges ist allerdings durch die kommerzielle Luftfahrt oftmals beschränkt. „Große Flughäfen wie Düsseldorf, Köln-Bonn und Frankfurt haben sehr großräumige Beschränkungsgebiete, die wir entweder gar nicht oder nur bis zu einer gewissen Höhe benutzen können. Zum Beispiel dürfen wir ohne Freigabe durch die DFS, der Deutschen Flugsicherung, über unserem Platz nur 950 Meter hoch fliegen“, berichtet Gross.
Sie ist an den Wochenenden regelmäßig auf der Gustorfer Höhe anzutreffen und betreut dort Gäste vor Ort. „Viele können sich gar nicht vorstellen, dass ein Flugzeug auch ohne Motor in der Luft bleiben kann. Aber das ‚in der Luft halten‘ ist ein Zusammenspiel aus Flügelprofil und Geschwindigkeit. So gilt 80 Kilometer pro Stunde als die Normalgeschwindigkeit und 280 Kilometer pro Stunde als die Höchstgeschwindigkeit. Das ist auch bei kleinen Motormaschinen und großen Passagierflugzeugen so. Wir setzen die Höhe in Geschwindigkeit um. Der motorisierte Flieger hat dafür den Motor. Viele haben auch zunächst einmal Respekt vor dem doch spektakulär aussehenden Start. Aber das ist alles halb so wild. In den ersten zwei Sekunden merkt man eine relativ starke Beschleunigung, die sich jeder Sportwagenbesitzer wünschen würde, danach ist der Start aber eine relativ stabile Fluglage.“
„Einigen wird natürlich auch übel, da wir unsere Höhe ja nur durch Kreisen in einem Thermikbart erhöhen und halten können. Aber in den allermeisten Fällen sind die Gäste begeistert, sich nur durch die Kraft der Sonne durch das Element Luft lautlos zu bewegen“, schwärmt Gross von ihrer Arbeit.
Das Fliegen ist aber auch ohne Wind möglich. „Nur beim Start und bei der Landung ist die richtige Windrichtung entscheidend. In Gustorf ist das relativ einfach. Meist steigen wir unter der Wolke in die Thermikgebiete der Kraftwerke ein“, sagt Tanja Gross.
Ein Gastflug bis zu 20 Minuten kostet beim Aero-Club 25 Euro. Es können aber auch Gutscheine zum Verschenken erworben werden.
Info@aero-club-greven broich-neuss.de
Alina Gries