Schüler unter der Zirkuskuppel: „Kannst du nicht, gibt´s nicht“
Grevenbroich · Lesen, Rechnen, Schreiben – das tägliche Brot von Grundschülern. Aber genauso wichtig sind soziale Kompetenz, Selbstbewusstsein und Freude an Dingen, die man sich selbst erarbeitet. All das lernten die Schüler der Erich-Kästner-Schule in der vergangenen Woche in einem großen Zirkuszelt auf der Wiese vor der Schule.
„Jetzt kommen die Feuerschlucker und die Clowns machen sich bitte fertig“. Linnert, Zirkusmann und Pädagoge in einer Person, bildet zusammen mit dem gelernten Maschinenbauingenieur Alex das Direktorenteam des Zirkus „Zappzarapp“.
„Kannst du nicht war gestern“, ist ihr Leitwort. Es stimmt. Und daran hat sich auch nichts geändert, seitdem er den Kindern erst einmal beibringen muss, dass die Handys nicht in die Manege gehören und sich niemand in Facebook ungefragt wiederfinden möchte.
Mitmachen kann jeder. Auch motorisch nicht so geschickte Kinder werden eingebunden; keiner wird ausgelacht. Und was die Kinder nach einem Tag proben schon können, ist phänomenal. Nicht jeder Schritt sitzt, aber die Begeisterung, die sich in ihren Gesichtern widerspiegelt, ersetzt problemlos kleine Stolperer. Läuseclown Lenja und die Euro-Clowns Anna-Lena und Lisa sind dann auch ganz aus dem Häuschen: „Das macht hier einen Riesenspaß.“ Und die kleinen Unzulänglichkeiten weichen der Perfektion, wenn zwei Gruppen am Ende der Lernwoche vier Vorstellungen geben. Die vier Euro Eintrittsgeld für Erwachsene trugen zur Finanzierung bei. Der Hauptbatzen kam allerdings aus dem „Sponsered Walk“, den die Kinder selbst auf die Beine gestellt hatten. Besonders gefragt war die Hilfe der Eltern. Sie haben das Zelt auf- und abgebaut und schliefen zwecks Bewachung der Anlage nachts unter der Zirkuskuppel, Schichtwechsel inbegriffen. Den Lehrern brachten Linnert und Alex gleich am Einführungstag die Tricks bei, die sie dann an die Kinder weitergaben. Nur die Vermittlung der Trapeznummer behielten die beiden Zirkuschefs, denen man die Freude im Umgang mit Kindern anmerkt, für sich. Trotzdem macht Schulleiterin Ruth Hennen klar, dass auch die Lehrer sich überwinden mussten: „Gehen sie mal über ein Nagelbrett oder über Glasscherben.“ Besonderen Spaß hatten die Kinder, als sie die Schulleiterin hoch oben auf einer Leiter wackeln sahen. Ruth Hennen weiß auch, dass es für viele Kinder nicht leicht ist, durch den roten Vorhang in die Manege zu schreiten, „aber es fördert ihr Selbstbewusstsein.“ Viele Kinder, die eher zurückhaltend sind, blühen im Zirkusteam förmlich auf. Für die Schüler der Erich-Kästner-Schule wird der Auftritt im Zirkus „Zappzarapp“ ein Höhepunkt ihrer Schulzeit bleiben.