Hohe Auflagen für Flüchtlingsunterkunft
Bedburdyck · "Begeistert ist hier immer noch keiner", sagt Iris Veit, eine Anwohnerin in Bedburdyck, "aber einige Ortsansässige haben sich ziemlich daneben benommen." Die Bedburdyckerin kann die Reaktionen ihrer Nachbarn nicht nachvollziehen — sie akzeptiert die neuen Bürger in der Ortschaft.
Schon im Vorfeld gab es viele Diskussionen über die erste Flüchtlingsunterkunft in der früheren Gaststätte "Lindenhof" in Bedburdyck.
In der Ortschaft lebt erst eine Flüchtlingsfamilie. Nun sollen etwa 28 Flüchtlinge die Unterkunft beziehen. Daher hatte Bürgermeister Zillikens vorab zu einer Besichtigung der Räumlichkeiten eingeladen. "Das Flüchtlingsheim ist 350 Quadratmeter groß, auf drei Etagen verteilt", sagt Markus Reipen, Eigentümer der Gaststätte.
Eigentlich wäre Platz für maximal 35 Personen. Eine hundertprozentige Belegung sei aber auf Grund der Religionen, Ethnien und Nationen nie möglich. "Das wäre so als würde man Borussia, Schalke und Dortmund-Fans zusammenstecken", erklärt Bürgermeister Harald Zillikens. Daher gibt es auch getrennte Räume für Familien oder alleinstehende Asylsuchende.
Weil auch zwei bis drei unbegleitete Minderjährige in die Unterkunft einziehen werden, wurde sogar ein Büro für die Sozialarbeiter eingerichtet, die die Flüchtlinge aktiv begleiten und betreuen werden. Eine permanente Betreuung sei allerdings nicht geplant. "Es gelten aber auch hier die Jugendstandards", betont Marion Klein, Leiterin des Kreis-Jugendamtes. Die Flüchtlinge, die in die Gaststätte einziehen, seien teilweise schon ein halbes Jahr in Deutschland und würden so über einen anderen Status verfügen, merkt Zillikens an. Es würde sich hierbei nicht um schwerst traumatisierte 13-Jährige handeln.
Pro Woche erreichen etwa zehn Asylsuchende Jüchen. Bereits 400 Flüchtlinge sind in der Gemeinde untergebracht worden. Die Flüchtlingsunterkunft an der Jülicher Straße wird erst im Februar oder März fertig gestellt sein. "Das neue Flüchtlingsheim ist schön, aber nun mal kein Hotel", so Iris Veit. Von "menschenunwürdigen Verhältnissen" ,wie viele befürchteten, sei jedoch in keinem Fall zu sprechen. "Wir haben alle baulichen Vorschriften beachtet", versichert Zillikens.
Mehr als 100.000 Euro hat Eigentümer Markus Reipen in die Renovierungsmaßnahmen investiert. "Als Gaststätte konnte ich das Gebäude nicht mehr vermieten", sagt er, "da musste ich umdenken". Nun hat die Gemeinde nach dem Umbau den "Lindenhof" als Flüchtlingsunterkunft erst einmal für drei Jahre angemietet.
Vorher mussten jedoch einige Auflagen erfüllt werden. "Mit soviel Geld hätte ich nicht gerechnet", äußert sich Reipen,, "es sind einige Sachen hinzu gekommen mit denen ich nicht geplant habe." So mussten unter anderem auch noch Schallschutzwände angebracht werden. Hohe Kosten waren die Folge.