"Dieses Jahr ist uns G9 dazwischen gekommen" Anmeldezahlen sind anders als erwartet
Jüchen · "Obwohl der Rat eine Dreizügigkeit am Gymnasium beschlossen hat, wurde für das Schuljahr 2018/2019 eine Vierzügigkeit genehmigt", bestätigt Monika Thouet, Schulleiterin des Gymnasiums gegenüber der Redaktion, "damit sind wir aber ausgeschöpft." 142 Anmeldungen gab es für das Gymnasium, darunter auch einige von außerhalb und ohne eine gymnasiale Empfehlung.
71 Anmeldungen seien es mittlerweile für die Gesamtschule. Ein Trend der nicht nur in Jüchen zu beobachten sei.
"Die endgültigen Zahlen stehen noch nicht fest, das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen", weist Jürgen Wolf, Pressesprecher der Gemeinde, die Anfragen der Redaktion zurück, "wir müssen noch schauen, was an umliegenden Schulen an Anmeldungen kommt. In zwei bis drei Wochen können wir sicher eine andere Aussage treffen." Am Gymnasium hätten sich aber teilweise auch Kinder nur mit Real- oder Hauptschulempfehlung für einen Platz beworben.
"Wir haben ein gutes Ansehen und leisten gute Arbeit", zeigt sich Thouet sichtlich erfreut über so viel Zuspruch, "es kommen viele aus Odenkirchen, Hemmerden oder Kapellen. Aber vor allem viele Jüchener haben sich bewusst für uns entschieden."
Landesweiter "Run" auf Gymnasien
Ursprünglich sei eine Dreizügigkeit geplant gewesen. Dann hätten aber knapp 50 Schüler eine Absage erteilt bekommen, jetzt seien es "nur" etwa 20. "Das tut mir im Herzen Leid für die Kinder, die abgelehnt werden", so Thouet weiter. Dabei habe sie dann vor allem intensiv in Richtung Gesamtschule beraten. Viele hätten dann aber geäußert, nicht an die Gesamtschule zu gehen.
"In Grevenbroich haben sich auch viel mehr an den Gymnasien angemeldet. Das ist nicht nur bei uns so", weiß die Schulleiterin, "wir betonen aber immer wieder die Kooperation zur Gesamtschule in der Oberstufe." Doch Susanne Schumacher, Schulleiterin der Gesamtschule, vermutet: "Dieses Jahr ist uns G9 dazwischen gekommen." So gebe es nicht nur in Jüchen, sondern eben auch in Grevenbroich, Mönchengladbach, sogar landesweit einen Run an den Gymnasien.
"Obwohl es für G9 noch keine genauen Vorgaben gibt, haben die Gymnasien offensiv damit geworben", ist sie überzeugt. Dabei habe sich die anfänglich besorgniserregende Anzahl der Anmeldungen bereits von 66 auf 71 erhöht. "Im Moment wären wir noch dreizügig, aber die untere Grenze für eine Vierzügigkeit liegt bei 81 Kindern. Es fehlen also nur noch mindestens zehn. Ich bin mir sicher, dass wir das noch schaffen werden."
Schumacher: "Wir werden nicht sterben"
Und auch Pressesprecher Wolf bestätigt die Aussage: "Die Gesamtschule muss eine gewisse Anzahl an Anmeldezahlen haben. Was im Gesetz steht, dem können wir nicht widersprechen."
Doch selbst, wenn es mit der Vierzügigkeit nicht klappen sollte, ist Thouet sich sicher, dass die Gesamtschule eine Ausnahmegenehmigung bekomme. "Ich denke, dass die Gesamtschule dreizügig werden darf", meint sie in Bezug auf die Prognosen für die nächsten Schuljahre. Dazu wollte Pressesprecher Wolf aber auch keine Aussagen treffen und verwies erneut darauf, dass das Verfahren nicht abgeschlossen sei. Auch Witting, SPD-Fraktionsvorsitzender, ist sich sicher, dass sich die Anmeldezahlen im nächsten Jahr wieder ändern werden. "Die Geburtenrate der Drittklässler ist stärker und wenn die Gesamtschule dann auch etwas mehr Erfahrung mit der Oberstufe hat, könnte das zur Option für Eltern werden.
Doch Susanne Schumacher beruhigt: "Wir werden nicht sterben, die Schüler sind da und das Koordinationsverfahren kann sich bis zum Sommer ziehen. Zum Vergleich für das Schuljahr 2017/18 gab es beim ersten Aufschlag 96 Kinder, letztens Endes sind wir aber doch mit 112 an den Start gegangen." Und auch Holger Witting von der SPD schüttelt energisch den Kopf: "Eine mögliche Schließung schließe ich aus. Die Schullandschaft ist ideal für Jüchen. Mit 200 Kindern pro Jahrgang sind beide Schulen gut bedient." Für Monika Thouet komme das auch nicht in Frage: "Das Gymnasium könnte auch ohne die Gesamtschule existieren, aber wir müssen global denken für Jüchen, sodass alle Schüler beschult werden", formuliert Thouet abschließend.
Dennoch wolle Schumacher an dem Image der Gesamtschule feilen. "Ich gehe davon aus, dass die Eltern immer die besten Abschlüsse für ihre Kinder haben wollen. Das Gymnasium sieht zunächst als beste Option aus. Das müssen wir in den Grundschule vielleicht noch einmal verdeutlichen. Wir haben schließlich an der Gesamtschule perspektivisch den gleichen Abschluss. Weil wir aber noch eine sehr junge Schule sind, ist das vielen noch nicht klar." Auch für die Oberstufe, die sich im Sommer an der Gesamtschule neu gründe, seien bereits zehn Anmeldungen von außen eingetroffen. "Beispielsweise von der Realschule in Wickrath oder Korschenbroich. Das ist sehr erfreulich."